Anfang Februar 2021, der Winter hat Oberbayern und den Rest von Deutschland fest im Griff. Schneemassen sind wir hier am Alpenrand natürlich wohnt und die Hauptverkehrsstraßen sind auch bei -20°C gut geräumt. Das schränkt die Auswahl zum nächsten Wanderziel schon mal nicht ein.
Aber wie steht es um die Sicherheit am Berg? Was Google-Maps für die Straße ist, ist im Winter der Lawine-Lagebericht für den Berg. Ein Blick auf die Region kann Leben retten.
Für unsere ausgewählte Tour gibt es keinerlei Warnung, weder für die Straße, noch für den Berg. Somit steht uns einem sonnenverwöhnten Berg-Tag nichts im Weg.
Wir kamen ziemlich spät am Wanderparkplatz an, es war bereits 10 Uhr, aber dennoch waren wir erst das zweite Auto. Kein Wunder, es war auch jetzt -14°C, wärmer sollte es heute auch nicht werden.
Bei langen Anfahrten erst vor Ort die Marschkleidung anziehen
Aus den mollig warmen 23°C, inklusive Sitzheizung im Auto, ergaben sich schlagartig andere Kleidungsbedinungen. Schnell zogen wir unsere Winterwanderausrüstung an, um nicht krank zu werden. Nochmal kurz die Rücksäcke auf Material und Verpflegung geprüft, und schon kanns losgehen.
Die ersten Kilometer ging es zum Glück eine steile Forststraße rauf, so wurden aus kalten Händen schnell wieder Warme. An das Ablegen einer Kleidungsschicht war jedoch überhaupt nicht zu denken. Der erste Teil der Wanderung verlief ausschließlich im Wald. Bis auf ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen, die durch die Baumkronen blitzten, war dieser Teil sehr schattig und dementsprechend kalt.
Wir kehrten der Forststraße bald den Rücken zu, ab dann ging es auf Wanderpfaden und- steigen weiter. Im Sommer sind Steige eine nette Abwechslung zu geschotterten Wegen, aber im Winter machen sie es nicht unbedingt angenehmer.
So viel Schnee, keine Spur – und wo geht’s überhaupt lang
Wir kämpften uns mit unserer Wander-App durch den verschneiten Wald. Hier war seit dem letzten Schneefall noch niemand. Außer ein paar Hasenspuren querfeldein weit und breit nur unserer Spuren. Das machte die Sache nicht leichter, denn durch Schnee wandern ist, wie im Sand zu laufen.
Immerhin kamen wir bald aus dem Wald, und vor uns eröffnete sich ein Powdertraum für jeden Freerider. Weiße Almflächen soweit das Auge reichte und mittendrin eine Hütte: Perfekt für eine erste kurze Rast.
Die kleine Brotzeit bei absolutem Traumausblick auf die gegenüberliegenden Felswände konnten wir dank Sonne und heißem Tee sogar ohne Handschuhe und Mütze genießen.
Allzu lang blieben wir jedoch nicht. Da die nächsten Meter erstmal flach verliefen und der weitere Weg wieder gespurt war, wurde es nur mäßig anstrengend. Perfekt um die frische Luft und die tollen Aussichten etwas zu genießen, denn den finalen Anstieg konnte man schon sehen.
Was, da gehts rauf? Das ist ja viel zu steil!
Es war an der Zeit, die Stöcke auszupacken, denn der Hang, der sich da vor uns befand, war wirklich steil. Gamaschen und Grödel brauchten wir nicht, denn der Schnee war durch die Wetterbedingungen ziemlich fest. Einen Schritt nach dem andereren, immer mit Blick auf die sehr langsame Geschwindigkeit, ging es rauf. Dank der Stöcke behielten wir unser Gleeichgewicht und kugelten nicht direkt rückwärts wieder runter.
Am höchsten Punkt der Tour angekommen, wurden wir mit einem 360° Panorama belohnt. Der Blick ging über die Rotwand, Richtung Tegernsee, Karwendel und auf das Kaisergebirge, was wie immer ziemlich majestätisch dastand. Bis hin zum Trainsjoch und dem Sudelfeld.
Gipfelglück auch ohne Gipfel
Bei strahlendem Sonnenschein ließen wir uns unsere zweite, wohl verdiente Brotzeit schmecken. Fast vergaßen wir die Kälte, aber die Hände meldeten sich bald zurück.
Bevor es wieder runter ging, wechselten wir noch schnell unsere Kleidung. Für bergab muss es was richtig Warmes sein! So wurde aus leichter Winterjacke die Ski Jacke, und die Softshell Handschuhe kamen zurück in den Rucksack, es war Zeit für die richtig dicken Handschuhe.
Vorsichtig begaben wir uns auf den Rückweg, wohlwissend, dass es mit Ski bestimmt lustiger und auf alle Fälle schneller gehen würde. Nachdem wir das Steil Stück hinter uns gelassen haben, zogen wir das Tempo an. Wir wollten unbedingt noch vor dem Sonnenuntergang am Auto ankommen. Bald kamen wir an der Abzweigung des Aufstiegs vorbei, diese ließen wir jedoch links liegen und nahmen stattdessen den gespurten Weg Richtung Tal.
Dass die Sonne bereits im Februar eine enorme Kraft hat, merkten wir, als der Wald wieder dichter wurde. Der Buff wurde tiefer ins Gesicht gezogen und die Sonnenbrillen konnten nun weg.
Dann wurde es nochmal spannend – Inklusive Lebensgefahr?!
Plötzlich standen wir vor einem Schild, das uns kurz überlegen ließ zurückzugehen. “Achtung Lawinengefahr! Lebensgefahr!” Stand dort in schwarzer Schrift auf gelben Hintergrund! Wir diskutierten kurz; Ich habe mich durchgesetzt und wir gingen weiter! Ich wollte doch sehen, wo hier im Wald ohne größeres Gefälle Lawinen abgehen können.
Nach der ersten Kurve wurde aus dem flachen Weg ein steiler Steig. Recht ging es senkrecht runter und links senkrecht rauf! Wir beschlossen die Grödel anzulegen, denn der Steig war nicht nur sehr unwegsam, sondern auch ziemlich vereist. Immer wieder lagen gefrorene Schneehaufen im Weg, über die man klettern musste. Dank Grödel sind wir ohne auszurutschen im Tal angekommen und konnten Sie für die letzten Meter zum Trocknen an den Rucksack hängen.
Winterwanderung in den bayrischen Alpen – Komoot Link zum nachwandern
Haben ist Besser als Brauchen!
Wie so oft, wurden wir bei dieser Tour wieder bestätigt, dass man lieber mehr Ausrüstung dabei haben sollte. Ohne Stöcke hätte der Gipfelanstieg keinen Spaß gemacht. Wahrscheinlich wären wir sogar auf halbem Weg umgekehrt. Auch ohne Grödel wären wir nicht so sicher ins Tal zurück gekommen. Ziemlich sicher hätten wir kehrt gemacht und hätten den Aufstiegsweg gewählt.
Diese Ausrüstung solltest du bei einer Winterwanderung dabei haben:
Erzähl mir doch gerne von deiner letzten Winterwanderung und was bei dir im Wanderrucksack nicht fehlen darf.