Es ist noch ziemlich früh, die große Uhr an der Wand hinter mir zeigt an 5:30 Uhr. Ich stehe an einer riesigen Glasfront und schaue hinaus. Was ich sehe macht mir Angst: Ein Flugzeug! Das Flugzeug, welches mich nach Kreta bringen wird. Ich bin mir langsam nicht mehr sicher, ob ich überhaupt nach Kreta möchte und was ich überhaupt hier mache!? Mein letzter Flug liegt, geschuldet meiner Flugangst, fast 10 Jahre zurück. Aber da muss ich wohl jetzt durch: Ich schaue den Piloten noch beim checken des Flugzeugs zu und steige als einer der letzten Passagiere ein! Kopfhörer auf, Podcast an, Augen zu und ….
WOW!! Wie schön die Ausblicke auf die Alpen und Küsten aus der Luft sind wusste ich gar nicht mehr!
Ich bin trotzdem froh, als ich mit meinem Koffer und vor allem festen Boden unter den Füßen den Flughafen in Heraklion verlasse! Nichts wie los ins Hotel; Schließlich wartet dort schon mein Leihrad auf mich!
Kreta – Sonneninsel im Mittelmeer
Kreta, die größte Insel Griechenlands, zieht jährlich Millionen von Besuchern an. Mit ihren einsamen Stränden, dem kristallklaren Wasser und dem mediterranen Klima ist sie ein Paradies für Sonnenanbeter. Doch Kreta bietet mehr als nur Stranderlebnisse. Die Insel ist reich an Geschichte und Kultur. Ob bei einem Besuch einer der vielen minoischen Ruinen oder der charmanten Altstädte von Chania oder Rethymnon. Die Kretische Küche mit ihren frischen Zutaten und Aromen, leckerem Joghurt und feinem Olivenöl lässt jedes Feinschmecker Herz höher schlagen. Eine Mischung aus Allem lässt sich auch auf Kreta mit Radfahren verbinden. Perfekt!
Georgioupoli – Meine Rad-Destination auf Kreta
So eine nicht enden wollende Fahrt vom Flughafen zum Hotel ist ja auch immer sehr interessant. Man sieht viel Landschaft, Hotels die man zum Glück nicht gebucht hat 😉 Ausflugsziele die unbedingt abgeklappert werden wollen! Aber meine Augen blieben diesmal fast nur auf den Straßen. Ich hatte mir ja vorher schon ein paar Routen zusammengestellt, die ich fahren wollte. Gut; Einige davon wurden direkt wieder gecancelt, denn diese Hauptstraße wollte ich wirklich nicht mit dem Rad befahren. Erste Zweifel kamen auf: Habe ich mir wirklich die richtige Ecke von Kreta ausgesucht? Wäre ein Trip nach Mallorca vielleicht besser gewesen?
Aber im Hotel angekommen waren alle Zweifel vergessen. Tatsächlich stand mein Rad schon vor der Tür und wurde direkt begutachtet. Erster Eindruck: Top! Das sollte sich auch nicht ändern!
Ich wollte aber dennoch erstmal in Ruhe ankommen. Das sollte Dank überaus freundlichem Personal auch kein Problem sein. Nach dem Check-In gings erstmal auf Entdeckungstour. Vor der Tür ein endloser Sandstrand, der Größte und einer der wenigen auf Kreta. Auch wenn ich kein Sonnenanbeter bin, ein bisschen am Strand liegen, baden und Cocktails schlürfen darf nach einer Radtour schonmal sein! Ich lief ein wenig auf und ab, bummelte über die Promenadenstraße, die Dank Vorsaison noch ziemlich leer war. Generell wirkte hier Anfang Mai vieles noch sehr verschlafen. Genau richtig für mich meine Vorhaben 🙂
Diese Ecke von Kreta, vor allem Georgioupoli hat schon einiges Sehenswertes zu bieten. Da wären die Kirche im Meer zu der man über einen Fels-Steg gelangt. Aber Achtung nur bei Ebbe! Der größte Süßwassersee der Insel, den Kournas See: Dieser befindet sich etwa 5 km entfernt am Fuße der Berge. Absolutes Highlight hier: Die Schildkröten am Südufer des Sees. Für 10 Euro (ohne Zeit Limit) kann man sich ein Tretboot leihen und über den See fahren.
Etwas tiefer in den Bergen befinden sich die Quellen von Argyroupolis. Ich war 2 mal hier oben: Das erste mal auf dem Rückweg einer Radtour und ich muss sagen, ich war froh als ich wieder weg war. Es war an einem Sonntag bei tollem Wetter und die ganze Straße war voll. Voll mit Menschen, Bussen und Autos. Alle wollten zu den Quellen und den Tavernen die sich zwischen den Wasserfällen und kleinen Teichen befinden. Zwei Tage später kam ich nochmal her und ich war tatsächlich fast ganz alleine!
Diese Sightseeing Tour habe ich natürlich standesgemäß mit einem Turi-Rad gemacht, welches ich beim Ortsansässigen Radverleih “Nikos Bikes” bekommen habe. Total netter Besitzer, auf den ersten Blick etwas genervt gewesen erzählte er mir später sehr viel über die Insel, wie die Hippies nach Matala kamen und vertrieben wurden 😉 .. Den Laden kann ich empfehlen, er hat alles da was man braucht: Tourenräder, einfache MTBs, Rennräder und E-Bikes. Ambitionierte Radsportler werden hier jedoch nicht finden was sie suchen!
Rennradfahren auf Kreta
Eigentlich wollte ich ja hauptsächlich Mountainbiken, das habe ich mir aber ganz schnell aus dem Kopf geschlagen! Ohne MTB Guide kommt man auf Kreta nicht weit! Also doch umgesattelt auf Rennrad; Beste Entscheidung!! Ich habe so unendlich viele schöne Ecken gesehen. Bin durch enge Schluchten gedüst, habe ganz viele tierische Freundschaften geschlossen, über Panoramastraßen dem Meer entgegen gefahren. So manche Passstraße für mich alleine gehabt, diese griechische Herzlichkeit genossen und oftmals bin ich nur da gestanden und bin aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen! Diese Insel bietet wirklich hinter jeder Kurve neue Einblicke.
Mich zog es mit dem Rad immer wieder Richtung Südküste. Was gleichzeitig viele Höhenmeter bedeutete. Auch wenn das Wetter mit 25 Grad sehr erträglich war muss man da schon schauen wie und wo man an Wasser kommt. Aber da habe ich erstaunlicherweise keinerlei Probleme gehabt. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es einen Supermarkt. Teilweise muss man klingeln, damit jemand zum kassieren aus dem Nachbarhaus kommt oder die Tür aufsperrt. Ganz erstaunt war ich, wo ich an einer Tankstelle Wasser, Coca Cola und Oreo Kekse kaufte und keine 2 Euro zahlen musste..! Uii, das sind Preise!!
Worauf man jedoch als Radfahrer achten muss: Griechische Autofahrer und Hunde! Auf großen Hauptverbindungsstraßen herrscht das reinste Chaos aus Touristenbussen, Mietwagen und LKWs. Als Radfahrer hat man da eigentlich nichts zu suchen! Ich habe diese eine große Straße so gut es ging vermieden! Dagegen lauern in den Bergen von Kreta viele Hunde. Nicht alle fletschen Ihre Zähne und rennen einem Kilometerweit hinterher, aber wer weiß schon so genau ob Sie nicht doch in eine Radlerwade beißen wollen! Ich habe das Rennen 3x gewonnen! Ignorieren und wenn Sie merken, du willst nicht mit ihnen Spielen verlieren sie das Interesse. Das andere Mal probierte ich ein beherztes “OCHI” (griechisch für NEIN) und aus dem bellenden Höllenhund wurde ein braver Platz machender Schoßhund 😉 Glück gehabt!
Viele Touristen Hotspots an denen ich vorbei fuhr oder auf deren Verbindungsstraßen ich fuhr waren – Dank Vorsaison – “ziemlich” leer. So fuhr ich die Passstraße der Imbroßschlucht hinauf und zählte 0 Reisebusse und nur 5 Autos. Der Pass war auch mit unter die beste Straße, die ich gefahren bin. Die Baustelle wurde erst kurz vorher fertig gestellt. Der Belag 1A mit Stern! Die übrigen Straßen sind eher mittelmäßig bis schlecht. Aber mit den 30mm Reifen die mein Leihrad drauf hatte klappte alles Reibungs- und Pannenlos!
Komoot Collection
Natürlich gibt es Alle Touren, inkl. Sightseeing in Rethymnon auch wieder als Collection auf Komoot!
Rennradurlaub Kreta
Mit ein wenig Recherche und Tourenplanung ist ein Rennradurlaub auf Kreta absolut zu Empfehlen! Ein ganz ganz großer Dank geht hiermit raus an meinen Bike Verleiher KRETA BIKE in Rethymnon. Hier habe ich das Rad bereits mehrere Wochen vor meinem Urlaub Online Reserviert. Inklusive Sonderwünsche (breitere Reifen). Es hat alles perfekt geklappt. Ich wurde sehr gut ausgestattet, abgesehen von den Dingen die ich von Zuhause mitgenommen habe!
Die Insel per Rad zu erkunden bringt einen ein Stück näher: an die Menschen, die Tiere (ja auch die Hunde), die Natur und auch an die kretischen Köstlichkeiten. Das Tsatsiki in der Bergdorf Taverne ist einfach viel besser als das vom Hotel Buffet, wobei das absolut nicht schlecht war 🙂
